REAL VIRTUALITY: DER GARTEN, DIE WÄRTER, DAS JÜNGSTE GERICHT

1998, Installation
REAL VIRTUALITY. DIE WÄRTER
von Rotraut Pape
Mitarbeit: Gérard Couty
Interaktives System: Jacques Bigot
Kernspintomographien: Daniel Heyer

Ein "Dimension Beam" steht im Raum. Ein Spot wirft einen Lichtkegel auf den Boden. Ein Beam projeziert Bilder auf die Wand. Tritt man in den Lichtkreis, wird man von dem Infrarot-Strahl des Dimension Beams erfasst. Je nach Bewegung werden Bilder aus dem Computer abgerufen. Diese Bilder sind 60 Kernspintomographie-Schnitte durch einen Kopf. Durch vor- und zurück-Bewegungen kann man in alle Schichten des Gehirns vordringen.
Wenn man sich eine Weile nicht zu abrupt bewegt, erscheint nach 13 Sekunden eine zweite Ebene Bilder, die der Gedanken. Jeder Gedanke hat einen Ton, der auch durch Bewegung im Hotspot getriggert wird.
Ein zweiter Beamer projeziert eine sich langsam drehende Volumenrekunstruktion dieser 60 Schnitte durch einen Kopf.

... Ähnlich widersprüchlich: zwischen medizinischem Untersuchungsraum und Computerspiel, erscheint die zweite Installation, ihre neueste Arbeit. Eine Instanz lockt den Betrachter in einen Lichtkreis, wo seine Bewegungen erfaßt und sein Körper als computertomographische Bildsequenz an die Wand projiziert wird. Bleibt er stehen, erscheinen nach einer Weile auf einer zweiten Ebene verschiedene neue Bilder, die offenbar in diesem Moment von diesem Kopf erzeugt werden. Verläßt der Proband den Lichtkreis, bleibt die letzte Bildsequenz als Loop auf der Wand stehen. Rotraut Pape blickt - stellvertretend - in ihren Kopf und öffnet, über den biologisch medizinischen Befund, der Lokalisierung von Gehirntumoren, hinaus, den Zugang zu mentalen oder kognitiven Kräften und Ereignissen. Virtualität, eingescannt, scheint verfügbar zu sein als digitale Realität. (ganzer Text B.Balkenhol)