HERZ HAUS EIS

1992 | Installation
HERZ HAUS EIS
Raskin (Coerper/Pape/Dufke)
26.03.92; Kampnagel, Hamburg.
Femme Totale, 4. Internationales Frauenfilmfestival Dortmund

(2Mon./Player, 1Mac, Glaswände)
Herz Haus Eis ist eine Videoinszenierung mit zwei durch einen Macintosh Computer synchronisierten Playern und zwei Monitoren, auf denen je ein Frauen- und ein Männerkopf agiert.

Die Installation besteht aus drei Wänden aus Glas (Höhe 2.20 m, Breite 1.40 /1.60 m), die von hinten dunkelblau lackiert sind. Zwei Öffnungen für die dahinter stehenden Monitore werden ausgespart. Die Scheiben stehen rechtwinklig zueinander, so daß eine Art Zimmer entsteht, das an einem Ende offen ist. Dieses Zimmer hat eine klinisch makellose Oberfläche (wie die Oberfläche eines Fernsehers), die Monitore scheinen ins Glas eingelassen, die Information in der Wand zu kleben. Geht der Betrachter in dieses Zimmer hinein, wird er Teil der Inszenierung, er spiegelt sich nicht nur in den gesprochenen Sätzen, sondern vor allem in den tiefblauen Glaswänden und in den Monitoren. Der eigene gespiegelte Körper kann sich die beiden Köpfe aufsetzen, steht gleichzeitig zwischen den Streitenden, zwischen ihren Gedanken, die, jeweils auf einen der beiden Monitore seitenverkehrt, im Raum zu stehen scheinen und objekthafte Formen annehmen. Manches entschlüsselt sich nur aus der richtigen Perspektive.

Siehe auch: Du Hast Kein Herz

Planetenrhythmus und Bevölkerungsexplosion
Die Hamburg-Stipendiaten von 1991 stellen die multimedialen Ergebnisse ihrer Arbeiten auf Kampnagel in der Halle K3 aus.

Hamburg ist die einzige Stadt, die sich ein Arbeitsstipendium für bildende Kunst leistet. Zehn vielversprechenden, jungen Talenten wird jährlich mit 1200 DM im Monat eine Existenzgrundlage geschaffen, die sorgenfreies Arbeiten ermöglicht. Für 1992 wurde das Stipendium bereits zum 11. Mal vergeben. Die Stipendiaten des Vorjahres zeigen jetzt auf K3, was sie im Laufe des Jahres 1991 entwickelt haben.

So die beiden Künstler Rotraut Pape und Andreas Coerper, die sich Raskin nennen. Ihre Videoinstallation ist zunächst ein Beziehungsinferno für zwei Bildschirme. Auf den zweiten und dritten Blick geht es aber um mehr, nämlich um Zeit. Hier Zeit, die in einer Beziehung verbracht wird. In einem begehbaren Gehäuse sind ein Mann und eine Frau auf Videoschirmen konfrontiert. Der Betrachter, der die Installation betritt, befindet sich inmitten des tragikomischen Gemetzels über rauchenden Trümmern: "Du hast kein Herz", "Du bist gefühllos", skandieren die beiden, bis zur Endlosschleife: "Dasstimmt - das - stimmt - nicht - dasstimmt - das - stimmt -nicht ..."

Subtile Bilder illustrieren den Endzeitdialog des gestylten Pärchens: Da wird ein Pfeil abgeschossen und ein Untertitel gibt sein Ziel an: "Wunder Punkt«. Das Geständnis von ihm, er habe eine Therapie gemacht, wird von einem durchs Bild schwebenden Treibhaussalat untermalt, einem Pflänzchen, wie geschaffen zur Illustration der "neuen Empfindlichkeit".
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Julia Mummenhoff in der Hamburger Morgenpost