SOUTERRAIN

1978, Film
SOUTERRAIN
Rotraut Pape
16mm, 25:00 min, magsound
Grand Prix du Cinéma Différent. 1980 Festival int. du jeune cinéma, Hyères, F

Eine Souterrain-Wohnung, von deren langgestrecktem Flur 5 Zimmer abgehen. Die gesamte Wohnung ist durch Spiegel vernetzt, die wie ein Überwachungssystem funktionieren. Während der gesamten Drehzeit habe ich die Kamera nicht bewegt, sie stand da wie ein Toter, hatte aber jeden Winkel der Wohnung durch diese Spiegelüberwachungsinstallation ständig im Sucher. Der Film beginnt also von dem der Eingangstür am weitest entfernten Teil der Wohnung und endet mit dem Blick auf die Straße hinaus., er überquert diese Disstanz sozusagen, ohne eimal den Kopf zu drehen, - nicht wie im Leben durch eigene Bewegung, sondern wie im Kino, beim Lesen, im Kopf: körperlich passiv. Das funktioniert dadurch, das Türen aufgehen und den Sehweg abschneiden, Spiegel verrückt werden und den Sehweg umdrehen oder umleiten, bis er schließlich nach 25 Minuten zur Tür auf die Straße raus geht.(R.P.)

Erweiterungen des Strukturellen. Keinesfalls als Nachhall des strukturellen Films zu verstehen, liefern Filme Positionen, wie zeitgenössische künstlerische Auseinandersetzung mit Wahrnehmung und Material im Film aussehen kann. Der spielerische Einbezug illusionistischer Ansätze konterkariert, wie in "Souterrain" von Rotraut Pape, das Konzept des strukturellen Films. Papes Experiment, die Räume einer Wohnung bei starr-fixierter Kamera nur durch Drehspiegel und das Öffnen von Türen filmisch zu durchqueren, gehört zu den interessantesten Arbeiten, filmischen Raum auf mechanische Weise zu definieren. In der Integration von Papes Person - facettiert als (Spiegel)- Bild im Filmbild - und der Verwendung spezifischer Symbole läßt sich der virtuell geschaffene, hermetische Raum nahezu als "Innenraum" im Sinne der Romantik interpretieren. (Stuttgarter Filmwinter 1.97)

SCHNITTE AUS EINEM GESPRÄCH MIT ROTRAUT PAPE
Zusammengestellt und mit Anmerkungen versehen von UTA BRANDES.
K Kunstzeitschrift, März 1985