DAS JÜNGSTE GESICHT / GERICHT

2000 | Installation
DAS JÜNGSTE GESICHT / GERICHT
Rotraut Pape | Friederike Anders

Doppel-Ausstellung in der Galerie Heidrun Quinque-Wessels, Berlin (www.hqw52.de)
Rotraut Pape: DAS JÜNGSTE GERICHT (Postkarte)
Friederike Anders: DAS JÜNGSTE GESICHT (Postkarte)

Es ist nicht notwendig, daß du aus dem Haus gehst. Bleib bei deinem Tisch und horche. Horche nicht einmal, warte nur. Warte nicht einmal, sei völlig still und allein. Anbieten wird sich dir die Welt zur Entlarvung, sie kann nicht anders, verzückt wird sie sich vor dir winden. (Franz Kafka)

Im Rahmen einer Videoprojektion ist ein Lebensmittel ständigen Metamorphosen unterworfen, es "windet" sich vor dem Betrachter. 5 Monitore, die auf überdimensionierte Stühle gestellt sind, zeigen kauende Gesichter, zwei Frauen und drei Männer. Auch sie sind Metamorphosen unterworfen, "denn wer so ißt und trinkt, ... der ißt und trinkt sich selber zum Gericht". Rotraut Pape versteht das Jüngste Gericht im mehrfach codierten Sinn, als Form des letzten Essens, weniger im Sinne des letzten Abendmahls, als vielmehr der folgen- und metamorphosenreichen oralen Aneignung.

In der Kombination mit der digitalen Computer - Bildbearbeitung erweist sich die Videotechnik als ein nahezu grenzenloses Medium fur die Kunst. Gegenstände können belebt und wirkliche mit erfundenen Welten vermischt werden. Der entscheidende Punkt ist, daß die fotografisch-dokumentarischen Mittel der Videotechnik die künstlich hergestellte Welt als wirklich erscheinen lassen. Diesen Widerspruch hat Rotraut Pape in verschiedenen Arbeiten thematisiert: das Vorgestellte (Vorgetäuschte) tritt als Wirkliches hervor. Es geht um virulente Fragen zum menschlichen Vermögen von Zu- und Eingriffen in den natürlichen Evolutionsprozeß. Ironisch und hintergründig stellt Rotraut Pape nicht nur unsere Welt, sondern auch die Betrachter und seine Wahrnehmungen in Frage: was ist real, was ist virtuell, was ist Real Virtuality?