DER GARTEN

1999, Installation
DER GARTEN
Rotraut Pape

7 Monitore, 1 Wandpojektion, 8 Player.
Ausstellungsreihe 3x2, Hawerkamp. Ausstellungshalle der Stadt Münster.
kuratiert von Karin Wendt

... Genau an dieser Stelle nimmt die Videoarbeit von Rotraut Pape eine völlig andere künstlerische Position ein. Mit ihrer Installation Der Garten bearbeitet sie das kulturhistorische Bild vom Garten des Lebens mit den Früchten des Lebens, von denen eine besondere Bedeutung erlangt hat: die Frucht der Erkenntnis, mit der wir die Fähigkeit zur Differenzierung erworben haben. Mit diesem ikonographischen Kontext kommt Pape zu einer vergleichbaren Fragestellung: Wie läßt sich heute Erkenntnis als Kennzeichen menschlicher Autonomie beschreiben?

Wir sehen eine Versuchsreihe mit sieben Bildstationen, in denen Monitore uns das Innenleben von äußerlich unversehrten Nahrungsmitteln vorführen. Es handelt sich um Kernspintomographien, also technisch hoch differenzierte Innenaufnahmen. Die Bildanalyse ergibt jedoch nicht unberührte Abbilder der Erkenntnisobjekte, sondern deren permanente Mutationen - Mutation als sprunghafte Veränderung eines irreversiblen Prozesses: Atomelonen, Anastasen, Protegine. Genuin synthetische Bilder. In dem Moment, wo sich das, was wir sehen, als konstruiert erweist, wird der Gegenstand der Analyse selbst zum Bild, und zwar nun zum Bild seiner äußeren Hülle. Das heißt, die eigentliche ästhetische Erfahrung setzt erst ein / kann erst einsetzen mit dem Wissen um die Konstruktion. Anders gesagt, Erkenntnis wird erfahrbar als per se immer schon vergangene: als virtuelle Erkenntnis. Im Bild vom Bewohner des Gartens (Wandprojektion) wird diese Struktur noch einmal radikalisiert. Er unterliegt der gleichen Verfremdung wie die Gegenstände seines Erkennens, ohne jedoch real in Erscheinung zu treten. Fast mühelos tritt so der Betrachter an seine Stelle und erkennt in den Mutationen die heterogenen Bewegungen der eigenen Reflexion. (Karin Wendt , Kuratorin)