SIEBEN FRÜCHTE VOM BAUM DES EWIGEN LEBENS

1997, Installation
SIEBEN FRÜCHTE VOM BAUM DES EWIGEN LEBENS
Rotraut Pape
sound: voov
MRT´s: Daniel Heyer
Mitarbeit: GérardCouty

Transmediale 97, Berlin.
Sonderschau: Medienkunst, Kunstmesse Hannover.

Früchte, Gemüse, Sockel, 5 Monitore, 2 Videoprojektionen, 7 Videokanäle, 7 Audiokanäle.

Im Zentrum der Installation liegt auf einem Sockel ein Laib Brot. Links und rechts wird es von einer Auswahl verschiedener Obst-, Früchte- und Gemüsespezies ergänzt, die per Kabel miteinander verbunden sind. Im Hintergrund dieser Veruchsanordnung stehen verschiedene Monitore, welche die jeweils streng grafischen Bilder kernspintomografischer Schnitte eben jener Exponate wiedergeben. Die Szenerie überragend, dokumentieren großformatige Videoprojektionen den gleichen Vorgang am menschlichen Körper.
Schwach beleuchtet mutet der Raum an, wie ein mysteriöses Geheimlabor. Es gibt für den Betrachter viel Unbekanntes zu entdecken. Das Brot, unser allgegenwärtiges Grundnahrungsmittel, wird von Rotraut Pape eher in Form und Farbe einer Autobatterie angepasst, speist gleichsam alle vegetativen Zellen mit Energie. Die Spannung zwischen den Polen Plus und Minus generiert und regeneriert das System in jedem Augenblick neu und ermöglicht Reaktionen im Zusammenspiel der kleinsten Elemente. So verteilen sich die scheinbaren Kraftreserven des Sonnenblumen-Kernenergie-Brotes an die anderen Teilchen des Nahrungsmittelangebotes und setzen fast unmerkliche Veränderungsprozesse in Gang. Diese Mutationen dokumentiert die Künstlerin in eigenwilligen Benennungen wie z.B. Mono-lone und Atom-elone oder Prote-gine und Morph-ine. Zynischer hingegen vertiefen die auf den Monitoren eingespielten Kernspintomografien beim Betrachter Assoziationsketten und Kombinationsmöglichkeiten. So erkennt selbst der ungeschulte Forscherblick, daß der Kern der Dinge nicht zweifelsfrei seiner äußeren Form entspricht: die Audiokassette als Inneres der Melone oder Fischgräten und Computerchips statt des Kerns der Aubergine. Alles überstrahlend zeigen die beiden überlebensgroßen Videoprojektionen der fast übermenschlich anmutenden Probanden in jedem Vertikalschnitt eine neue Gestalt. Das über die horizontale Kernspintomografie gelegte 3D-Raster der Volumenrekonstruktion dokumentiert dabei einen weiblichen und einen männlichen Repräsentanten selbst als Teil evolutionärer Prozesse. Gleichzeitig versetzt sich die Menschheit selbst in die gewagte Position, in der sie sich Ein- und Zugriffe auf die evolutionäre Entwicklung der Dinge gestattet, bis sie sich selbst und nach ihrem eigenen Bild noch einmal neu erschaffen kann. (Axel Bohse, 96)

Transmediale 1997, Berlin. Preis für die beste Medien-Installation

Begründung der Jury (Hanno Baethe, Thomas Born, Kathrin Brinkmann, Paul Sermon, Conny E.Voester): Die Medieninstallation "Sieben Früchte vom Baum des ewigen Lebens" inszeniert unter Verwendung von Objekten, Computeranimationen, Kernspintomografien und Videoprojektionen einen sinnlich erfahrbaren Erlebnisraum. Virulente Fragen zum menschlichen Vermögen von Zu- und Eingriffen in den natürlichen Evolutionsprozess werden mittels hochtechnologischer Verfahren ironisch und hintergründig erkundet.

Award holders in 1997 are:
Best Video-Installation:
"Sieben Früchte vom Baum des ewigen Lebens" by Rotraut Pape (D)
Best Video/TV-Production:
"The Last Angel of History" by John Akomfrah (GB / D)
Best Multimedia -Project:
the WWW-Site "jodi.org" by Joan Heemskerk and Dirk Paesmans (E)
ProPublico Award (Post production worth 10.000.- DM):
"Fake" by Sebastian Peterson (D)