POP ODYSSEE - DIE BEACH BOYS UND DER SATAN

B.WILSON ´97
POP ODYSSEE - DIE BEACH BOYS UND DER SATAN

Turner & Tailor starten POP ODYSSEE mit einem Besuch der dunklen Seite des kalifornischen Sonnenscheins.
In Pop Odyssee werden, im Unterschied zur vorangegangenen Serie, keine aktuellen Musikgenres, sondern popkulturelle Phänomene erforscht. Die Beach Boys und der Satan, so der Titel des Pilotfilms, entführt den Zuschauer an die Strände Südkaliforniens und in die Villen von Los Angeles, um dort die dunklen Seiten der Kultur des sun and fun aufzuspüren.

Ausgehend von der in den letzten Jahren noch gewachsenen Verehrung der Popwelt für das Pet Sounds-Album der Beach Boys, das 30 Jahre nach seiner Entstehung als das Meisterwerk der Popmusik begriffen wird, werden Aufstieg und Krise der Band und ihres Masterminds Brian Wilson im kulturel-politischen Kontext rekonstruiert. In dem nach zwei Jahren Planung und sechs Monaten Produktionszeit fertiggestellten Pilotfilm führt Regisseur Christoph Dreher Interviews mit ausgesuchten Musikern, Schriftstellern, Künstlern und anderen Zeitzeugen, in denen die Verbindung zwischen der bekanntesten Surf-Musik-Band und der mörderischen Family des Charles Manson aufgezeigt wird. Durch die Kombination von seltenem dokumentarischen Material und neuen Interviews ergänzt diese erste Folge Pop Odyssee: Die Beach Boys und der Satan unser Verständnis der Sechziger Jahre um eine neue Perspektive.

Die Beach Boys begannen 1960 als ein „Familienprojekt“ der Wilson-Brüder, Söhne des Musikers Murry Wilson aus Los Angeles. Die Songs von Brian Wilson beschrieben das Surf-Leben seines Bruders Dennis, und ihre erste Platte Surfin‘ profitierte vom nationalen Interesse an der südkalifornischen Surf-Kultur. Obwohl auch andere Bands zu dieser Zeit Surf-Musik spielten, waren die Beach Boys die ersten, die Texte hinzufügten, und so wurden sie -Jahre vor den Beatles - zu einer der populärsten Musikgruppen in den USA, was sie als quasi einzige US-Band auch während dem Siegeszuges der „Fab Four„ blieben.

B.WILSON ´66

Doch auf das Paradies der Wilsons fiel bald ein Schatten: Brian Wilson war ein musikalisches Genie, in dem bis dahin ungehörte Musik heranreifte, während der Rest der Band damit zufrieden war, über Autos und Mädchen zu singen. Als Brians Kompositionen zusehends komplexer wurden, gab es zunehmend Probleme innerhalb der Band und im Verhältnis zur Plattenfirma. Mit ihrem Album Pet Sounds, das Paul McCartney - um nur eine Stimme zu nennen - als Meisterwerk feierte, hatten die Beach Boys 1966 ihren ersten kommerziellen Mißerfolg. Brian fing an, mit Drogen zu experimentieren und hinterließ letztendlich ein unvollendetes Album mit dem Titel Smile, entstanden in einem Zustand zwischen Paranoia und der Unfähigkeit, die Musik, die er im Kopf hatte, in die Realität umzusetzen. Letztendlich erlitt er einen Nervenzusammenbruch, zog sich in sein Villa zurück und lebte fortan sehr zurückgezogen in Isolation von der Außenwelt.

Mit dieser Geschichte als Rahmenhandlung begibt sich Pop Odyssee 1 auf die Suche nach ihrem kulturellen Kontext, von den Surf-Music-Pionieren The Chantays und Dean Torrance von Jan & Dean bis hin zu Brian Wilson selbst, dessen exklusiv für diese Sendung geführtes Interview gleichermaßen anrührend und enthüllend wie informativ ist.


CHRIS DARROW / KIM FOWLEY

Kim Fowley, Szenebegründer aus Los Angeles, der psychedelische Musiker Chris Darrow, der Rockhistoriker Greg Shaw und Don Was, der spätere Produzent von Brian Wilson, steuern persönliche Eindrücke bei, eingebettet in dokumentarisches Material von Arbeit und Leben der Beach Boys.

DON WAS

Die Verbindung zu Charles Manson entsteht durch Dennis Wilson und einen befreundetem Produzenten Terry Melcher. Die beiden lernen Charles Manson flüchtig kennen, ehe sie, von seinen Verhaltensauffälligkeiten alarmiert, versuchen, sich von ihm fernzuhalten. Ein Motiv für die Ermordung der Schauspielerin Sharon Tate und ihrer Freunde könnte darin bestehen, daß diese in einem ehemals von Melcher bewohnten Haus lebten. Melcher wäre somit das eigentliche Ziel der mörderischen Orgie gewesen. Obwohl die Beach Boys als Band nie mit Manson zu tun hatten, zeigt doch der Kontakt der beiden „Familien“ die Verknüpfungen der Gegenkultur im Los Angeles der Sechziger Jahre.

J. GILMORE

Wie schon Lost In Music entzieht sich Pop Odyssee dem gebräuchlichen Prinzip, das Regisseur Christoph Dreher als „pseudo-neutrale Haltung des Erzählers“ bezeichnet. Sämtliche Protagonisten, von Brian Wilson bis Charles Manson, sprechen in eigenen Worten für sich selbst.

Auf „Experten“, die eine Analyse der Geschichte liefern, wurde verzichtet, das Herstellen von Verbindungen bleibt den Zuschauern überlassen. „Wir behandeln das Thema anhand seiner Protagonisten“, sagt Dreher, „und erzählen die Geschichte auf einer empirischen Ebene."

MIKE KELLEY

Das Ergebnis ist eine facettenreiche Dokumentation, die sich an Zuschauer unterschiedlichster Interessengebiete wendet: vom einfachen „Fan“ bis hin zum „Spezialisten“. Große Teile des dokumentarischen Materials bestehen aus außergewöhnlich seltenem Material. So zum Beispiel Ausschnitte aus der ersten Version des Films Lucifer Rising von Kenneth Anger, in dem Bobby Beausoleil -einer der Killer aus der Manson Family- zu sehen ist.

B.BEAUSOLEIL

Indem die Fülle des Materials dazu eingesetzt wird, eine konkrete Geschichte erzählbar zu machen, vermeidet Pop Odyssee, die Zuschauer mit Wissen zu überfrachten. Auch handelt es sich nicht um eine einfache „Pop-Dokumentation“ oder „History of Rock“: stets ist die Sendung darauf bedacht, die größeren Zusammenhänge zwischen der beschriebenen Gegenkultur und den sie umgebenden kulturellen und politischen Gegebenheiten deutlich zu machen.

Pop Odyssee ist Turner & Tailors zweite dokumentarische Reise in die Popkultur. Die erste, Lost In Music, wurde auf arte, 3sat und im ZDF gezeigt und ist mittlerweile auf zwölf Folgen angewachsen; drei weitere befinden sich zur Zeit in Produktion. Die in Zusammenarbeit mit Quantum - dem ZDF-Workshop für neue Fernsehformate - entwickelte Pop Odyssee verspricht mit ihrem Pilotfilm erneut in bislang unbekanntes Terrain vorzustoßen und wird für die nächsten Jahre einen neuen Standard im dokumentarischen Umgang mit der Popkultur setzen.
CD

"intro-jingle | TV Design"