LOST IN MUSIK 15 / DEEP INTO DUB

1997 | TV Collaboration
LOST IN MUSIK 15 / DEEP INTO DUB
Turner&Tailor (Dreher)
58:00 min, Beta Sp

mit: Asian Dub Foundation, Mad Professor, Adrian Sherwood/On-U-Sound, Rockers Hi-Fi, Aba Shanti I, The Disciples, Alpha & Omega, Jah Shaka, Steve Barrow/Blood & Fire, Dennis Bovell, Linton Kwesi Johnson, Lee „Scratch“ Perry, Mark Stewart, Jah Wobble, Bim Sherman, Skip McDonald, Bertram Brown, MC Navigator, u.a.

Mit „Deep Into Dub“ widmet sich Lost In Music einem Genre, daß als Hauptinspiration für die meisten neueren Formen der Popmusik wie TripHop oder Drum `n Bass fungiert. Ursprünglich in den frühen 70er Jahren in Jamaica enstanden als die Kunst, die instrumentalen B - Seiten von Reggae - Songs mittels Reduktion und Verfremdung zu einer eigenständigen musikalischen Form zu entwickeln, wurde Dub von den Communities der Exil - Jamaikaner v.a. in England weiterentwickelt. Im Laufe der 80er Jahre interessierten sich zunehmend junge weiße Musiker auf der Insel für diese Musik, deren Aufführungsort nicht in erster Linie die heimische Stereoanlage oder das Radio sind, sondern sog. Soundsystems. Diese, ebenfalls ursprünglich in Jamaica entstanden, ermöglichen einen einzigartig krassen Sound, der über riesige Bass - Lautsprecher ein maximal intensives Klangerlebnis ermöglicht. (CD)

LOST IN MUSIK 14 / DEEP INTO DUB
Buch & Regie: Christoph Dreher
Realisation: Christoph Dreher und Rotraut Pape
Schnitt, Mastering Rotraut Pape mit Olivier Schulbaum, Ninon Liotet
Grafik Gérard Couty
Kamera: Chris Rowe u.a.
Ton: Joachim Fleischacker
Produktionsleitung: Gabriele Schnoor
Produktion: Turner & Tailor Berlin
Redaktion: Christian Cloos, Claudia Tronnier. Das kleine Fernsehspiel, ZDF/ARTE


Dub als Musikform, in der das Mischpult die Rolle eines Instruments einnimmt, mit der man verschiedene Tonspuren spielt, anstatt sie bloß zusammenzumischen, lebte von den Anfängen in Jamaica an, mit King Tubby oder Lee `Scratch´ Perry , vom prägnanten Einsatz von Effekten und Echoes und wurde zunehmend zum Tiummelplatz für die wildesten und mutigsten Experimentierer der Musikwelt.

Mit Adrian Sherwood fand Dub in England einen Mentor, der auf seinem seit über 15 Jahren bestehenden Label „On - U - Sound“ als Produzent sowohl die Pflege „traditioneller“ jamaikanischer Formen des Dub als auch Experimente junger Musiker in Richtung auf eine beständige Erweiterung der Stile und eine zunehmende Integration anderer musikalischer und ethnischer Kosmen betrieb. Sherwood ist insofern eine der zentralen Figuren von Britisch Dub, der bei einen seiner typisch wilden Mixes zu sehen ist.

Mit Abba - Shanti - I wird eine der interessantesten schwarzen Formationen vorgestellt, die bei der Arbeit an Tunes für ihre CD - Produktionen und von sog. Dub - Plates beobachtet werden. Dub - Plates sind spezielle Versionen ihrer Stücke, produziert für den Einsatz bei ihrem Soundsystem, das beim Notting Hill Carnival `97 in Aktion zu sehen ist. Bei ihnen ist die auch für Jamaica typische spirituelle und sozial - politische Geisteshaltung charakteristisch.

Der Haupt - Wegbereiter und Inspirator für praktisch alles, was auf dem Gebiet des Dub in England passiert, war und ist der seit Jahrzehneten in England lebende Exil - Jamaicaner Jah Shaka. Shaka ist auf einem seiner legendären Sounds im Rockit - Club zu sehen und zu hören.

Alpha & Omega sowie die Disciples gehören zu der Gruppe jüngerer weißer Engländer, die die o.g. spirituellen Positionen in unterschiedlichem Maße nachvollziehen und zur Grundlage ihrer musikalischen Arbeit machen, bei der sie, anscheinend widersprüchlich, die Pflege einer experimentellen Tradition mit eigenen Mitteln betreiben.

Mit dem Mad Professor zeigt Lost In Music einen Sohn karibischer Einwanderer, der sich in den letzten Jahren besonders als Spezialist für Remixe von Gruppen wie Massive Attack profiliert hat. Sein Live - Mix für uns sowie seine Arbeit als Mixer bei den Shows von Lee Perry zeigt wieder eine andere Auffassung und persönliche Stilistik.

Die Jahrzehntwende von den 70ern zu den 80ern war eine Zeit in England, als junge weiße Musiker, die vom Punk beeinflußt waren oder Punk spielten und sich für die schwarzen Dub - Clubs zu interessieren begannen. Das war der Beginn einer neuartigen, intensiven wechselseitigen Befruchtung schwarzer und weißer Musikrichtungen. Gruppen wie The Clash oder The Ruts nahmen Reggae - Stücke in ihr Repertoire auf, andere wie The Pop Group um den Sänger Mark Stewart, die All - Girl - Band The Slits oder die Sex Pistols - Nachfolgeband P.I.L. holten sich einen Dub - Produzenten wie Dennis Bovell, um einen neuartigen Sound zu kreieren. Bovell, der von Anfang an auch den Dub - Poeten und Sänger Linton Kwesi Johnson produzierte und in dessen Band spielte, erzählt sehr anschaulich von dieser wilden Zeit gewagter Experimente.

Mit Mark Stewart, der nach The Pop Group die kommende Hausband von „On-U-Sound“, bestehend aus den ehemaligen Studiomusikern der US - Ur - Rap - Formation Sugar Hill Gang, als The Maffia um sich scharte, verkörpert den radikalen politischen Flügel des britischen Dub.
Er berichtet von den Aktionen mit „Rock Against Racism“, wo Punk - und Reggaebands gemeinsam Großveranstaltungen bestritten, die nicht selten in militante Auseinandersetzungen mit der Polizei oder auch die Lahmlegung der Londoner Innenstadt mündeten. Mit Jah Wobble, dem ehemaligen Bassisten von P.I.L., präsentiert Lost In Music einen Musiker, der sich bis heute der Weiterentwicklung des Genres widmet in unterschiedlichsten Projekten, zuletzt mit Brian Eno.
Asian Dub Foundation und Rockers HiFi schließlich stehen für neueste Formen der Integration von Dub mit anderen musikalischen Formen wie etwa indischen Traditionsmusiken, Drum `n Bass oder House. C.D. 15.9.97