WASWASWASWASWAS

1990, Installation
WASWASWASWASWAS
Raskin (Coerper, Pape)
Videofest Berlin, Akademie der Künste.

Technik
Video
Trailer

Ein Schwerpunkt von WASWASWASWASWAS liegt auf der Arbeit mit Sprache. Auf fünf synchron laufenden Monitoren sind fast ausschließlich fünf formatfüllende Köpfe zu sehen. Die fünf Akteure führen einen dramatischen Dialog miteinander, dessen Spektrum von einer sachlichen Unterhaltung bis hin zu einem rein lautmalerischen Umgang mit Sprache reicht. Es gibt zum Beispiel Teile, in denen die Darsteller rückwärts singen und sprechen, andere Sequenzen, in denen die Choreografie ausschließlich über Blicke und Kopfbewegungen strukturiert wird.

Die fünf Monitore sitzen auf fünf überdimensionalen Holzstühlen (Lehnenoberkante 2,4 m), die in einem losen Kreis angeordnet sind. Die Bildschirme befinden sich somit in Augenhöhe des Betrachters, der sich in der Installation bewegen kann und so selbst zu einem Teil der Inszenierung wird.

Das Sitzen
Im Sitzen holt sich der Mensch fremde Beine zu Hilfe, anstelle jener Zwei, die er seiner Aufrichtung zuliebe aufgegeben hat. Der Stuhl in der Form, wie wir ihn heute kennen, leitet sich vom Thron ab; dieser aber setzt unterworfene Tiere oder Menschen voraus, die den Herrscher zu tragen haben. Die vier Beine eines Stuhles stehen für die Beine eins Tieres, Pferd, Rind oder Elefant; vom sich niederlassen auf dem Boden, dem Hocken, ist diese Art des Sitzen auf erhöhten Stühlen wohl zu unterscheiden. Sie hat einen ganz anderen Sinn, das Sitzen war eine Auszeichnung. Wer saß, hatte sich auf den anderen niedergelassen, die seine Untertanen und Sklaven waren. Während er sitzen durfte, mußten sie stehen. Ihrer Ermüdung fiel nicht ins Gewicht, solange er geschont wurde. Er war das Wichtigste; davon, daß seine heilige Kraft gespart wurde, hing das Wohlergehen aller übrigen ab.
(aus: Macht und Masse von Elias Canetti)