90°

1980, Film
90°
Rotraut Pape
16mm, 40:00 min

... IM VERLAUF VON 90° WIRD JEDES EINZELBILD EIN PARADIGMA DESSEN, WAS WIR ÜBER FILM WUSSTEN, UND BRINGT UNS ZU DEM, WAS WIR ÜBER DIE EINFÜHRUNG VON ETWAS SYNTHETISCHEM (DIE FORMALEN WERTE DER KUNST, DIE ÄSTHETIK) IN DIE NARRATIVE FILMISCHE STRUKTUR (DAS MEDIUM FILM SELBST) WISSEN KÖNNEN.
Lawrence Weiner, Hamburg 1980

Der Film "90 Grad" ist fast ausschließlich in einem Raum gedreht. Fünf Monate lang war die spärliche Einrichtung meines Zimmers vom Boden an die Wand verlegt. Durch diesen Eingriff war eine Situation geschaffen, deren sensationeller Aspekt durch alltägliche Beschäftigung damit verschwand.; d.h. bestimmte Zugeständnisse meinerseits waren erforderlich, um das Zimmer (soweit möglich) weiterhin als Handlungsraum benutzen zu können. Vorraussetzung für den Beginn der Dreharbeiten war also, durch das Sensationelle der Situation hindurchzukommen, um nicht etwa einen Film zu machen, der vierzig Mnuten mit der Schwerkraft kämpft, sondern einen, der neununddreißig Minuten augenscheinlich nichts damit zu tun hat. Erst am Ende des Films wird der Zusammenhang zwischen der Kameraposition und der Rauminstallation offensichtlich: eine Information, die das gesamte Gesehene rückwirkend in einen neuen Kontext stellt. Sowas passiert mir jeden Tag. (R.Pape ´80)

Kurztext
Alles, was im Zimmer auf dem Boden stand, wurde an die Wand genagelt. Die Kamera entsprehend um 90 Grad gedreht macht alles wie gewohnt. Mit Ausnahme von zwei Ausflügen direkt durch die Wand bleibt der Film im Zimmer. Er sieht zu, wie das Zimmer durch unzählige Mutationen in Zustände gerät, die ihrerseits Einfluß auf spärlich eingesetzte Personen zu nehmen scheinen. Oder er wird selbst aktiv. (R.Pape 11.80)